Simon Weiß beendete 1952 seine Geschichte der Katholischen Burschenvereine
Bayerns. Er begann seine Aufzeichnungen mit dem Hinweis: “Schon im grauen
Heidentum hatte die Burschenschaft die Gemeinde zu vertreten bei der Feier der
himmlischen Hochzeit. Es bestanden in deutschen Landen solche
Burschenschaften, welche gewisse strenge Statuten hatten und gewöhnlich in der
Zeit von Walburgi bis zur Kirchweih unserer Rechnung, d.h. in der alten heidnischen
Festzeit, ihre Versammlungen usw. hatten. Bei diesen Burschenschaften bestand
auch ein eigenes Rügegericht der Burschen.”
Weiß bezeichnet diese Tatsache als geschichtlichen Boden der Burschenvereine.
Ihr natürlicher Boden sei es, dass die Jugend das Blütenalter der Freundschaft ist.
“Die stärksten, nachhaltigsten, edelsten und - leider - auch die giftigsten Blüten der
Freundschaft bringt der Mai des Lebens hervor. Gleichheit der Anschauung, der
Interessen und Ziele führt die Jugend zusammen.” So gab es, schreibt S. Weiß, die
Burschenvereine in verschiedener Form schon im 18. Jahrhundert. Im
Oberbayerischen habe es “Burschen-Krankenunterstützungsvereine” mit “sozialcaritativem
Einschlag” gegeben. In Kleinstädten und Märkten seien
“Bürgersöhnevereine” entstanden - in Vohburg schon 1751! In der Oberpfalz hätten
in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts die Bezirksamtmänner Gründungen von
Burschenvereinen als nationale Vereine gefordert, die sich z.B. “Deutsche Eiche”
genannt hätten. Weiß meinte aber auch, diese weltlichen Vereine hätten ohne
höhere Ziele und ohne kirchlichen Einfluss existiert. Es hätte sich um “Wildwuchs”
gehandelt, der oft nicht viel Gutes erzielte und auch ausartete. Geselligkeit und
Vergnügen seien der einzige Zweck gewesen.
In den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts hätten sich mit kirchlicher Leitung
“Jugendbündnis”, “Jünglingsverein”, “St. Josephsverein” u. ä. gebildet. Diese
Bestrebungen hätten jedoch keinen Bestand gehabt. Deshalb habe man auf dem
Caritastag 1902 in München Vereine für die Burschen auf dem Lande besonders
empfohlen. Nach S. Weiß habe der Benefiziat Joseph Braun aus Dengling mit einer
Broschüre 1903 die Gründung von Burschenvereinen gefordert und viel Beachtung
gefunden. In Laufen an der Salzach habe im August 1903 der Geistliche Rat Simon
Spannbrucker über eine Augsburger Zeitung die Frage aufgeworfen: “Wo ist der
Kolping für unsere Bauernburschen?” Er habe auch die Verlassenheit und die
Vernachlässigung der männlichen Landjugend aufgezeigt. Es habe ein beachtliches
Presseecho gegeben, auch hasserfüllte Zeilen des politischen Gegners, der bereits
Hilfstruppen für das “Zentrum” aufmarschieren sah. Viele Besprechungen,
Konferenzen und Satzungsentwürfe seien jedoch zustande gekommen und
diskutiert worden. Benefiziat Braun aus Dengling habe 1904 eine weitere Broschüre,
welche eine oberhirtlich genehmigte Satzung enthielt, publiziert. Sie sei an
Ordinariate, Kreisregierungen und an alle Pfarrämter, an insgesamt 4900 Adressen
gesandt worden.
Eines dieser Exemplare wird der Benefiziat Anton Rüth in die Hände bekommen
haben. Ob es noch eines Anstoßes durch das Ordinariat bedurfte, ist nicht erwiesen.
Jedenfalls hat er die Absicht, in Brennberg einen Burschenverein ins Leben zu rufen,
ziemlich schnell in die Tat umgesetzt. Während laut Weiß am 30. Mai 1904 der
Verband “Katholischer Burschenverein für das Königreich Bayern”
(Dachorganisation der örtlichen Burschenvereine) gegründet wurde, setzte H.H.
Benefiziat Rüth die Gründung eines örtlichen Burschenvereins in Brennberg schon
ein Jahr später durch. Denkbar wäre es auch, Rüth hat mit dem
Benefiziatenkollegen Braun in Dengling in Kontakt gestanden. Wie der Verband im
ganzen Königreich Bayern entwickelte sich auch der Verein in Brennberg prächtig.
Weiß überlieferte, dass der Heilige Vater schon am 14.09.1905, als ihm über die
Gründung des Verbandes “Kath. Burschenverein für Bayern” berichtet wurde,
geäußert habe, er spende dem Verein seinen Segen, freue sich über das Aufblühen
desselben und verspreche sich viel Gutes von ihm.
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